Freitag, 10. April 2015
Unterschiede zwischen Peru und Deutschland
Da mich doch einige Leute inzwischen darauf angesprochen haben, was es denn so für Unterschiede zwischen den Ländern gibt, will ich auch darüber einen Bericht schreiben:

Einen großen Unterschied zu Deutschland erkennt man in den Preisen. Ich zahle zum Beispiel für eine ca. 30 minütige Fahrt mit dem Taxi zum Strand 15 Soles. Das sind umgerechnet nicht einmal 5 Euro.
Eine Fahrt von ca. 10 Minuten mit dem Colectivo ins Zentrum vom Chiclayo kostet 36 Cent. Mit den Combis sogar noch weniger.
Die niedrigen Preise sind mir auch bei einigen Lebensmitteln aufgefallen: 12 Semmeln kosten 2 Soles (= 60 Cent) und Früchte sind auch total billig. Diese sehen zwar oft nicht mehr so lecker aus, wenn man sie in den kleinen Shops hier um die Ecke kauft, aber meine Gastmama macht auch nur Säfte daraus.
Hygieneartikel wie Shampoos zum Beispiel sind hier aber sehr teuer. Ich zahle für eine normale Flasche ca. 4-5 Euro, weswegen die Peruaner auch immer die extragroßen Shampoos kaufen, sodass es sich auch rentiert. Duschgel hab ich noch gar keines gesehen; ich glaube, man benutzt hier eher eine normale Seife.

Süßigkeiten werden nicht viele gegessen, und wenn dann noch eher Schokolade als Gummibärchen. Diese sind aber lange nicht so gut wie bei uns. Ich habe aber schon das Regal mit den Trolli- und Haribopackungen ausfindig gemacht! Sind aber leider ganz schön teuer...
Es gibt hier alle Lebensmittel oder sonstige anderen Sachen zu kaufen, wie in Deutschland auch. Manche Haushalte besitzen Fernseher und Computer, aber falls nicht, ist das auch kein Problem, denn hier finden sich viele Internet Cafés.
Es gibt zwei riesige Einkaufzentren in Chiclayo. Dort ist es aber im Vergleich zu den kleinen Shops, die man überall in den Straßen findet, oder auf den Märkten, ziemlich teuer.
Die Peruaner essen, wie ich in den vorigen Berichten schon geschrieben habe, ganz viel Reis, Hühnchen und dazu Kartoffeln, Erbsen oder Linsen. Da gibt es keine Pfannkuchen, Spaghetti oder mal einen Eintopf zu essen. Und wenn, dann nur abends, weil mittags "muas was gescheids her" - würde der Bayer jetzt sagen.

In einigen Vierteln gibt es nicht den ganzen Tag durchgängig Wasser, woran man sicher aber auch gewöhnen kann, denke ich. Das Wasser aus dem Wasserhahn kann man nicht trinken, sondern muss vorher abkochen oder durch einen Filter gelassen werden. Geduscht wird kalt, aber es ist eh zu heiß, um warm zu duschen. Spülmaschinen gibt es ganz selten; hier wird eigentlich immer alles mit Hand gewaschen, auch die Wäsche. Meine Familie hat aber eine Waschmaschine, worüber ich sehr froh bin.

Ein großer Unterschied ist natürlich auch der Anblick der Straßen und Häuser. Es gibt einige Straßen, die nicht geteert sind und in denen sehr viel Müll liegt. Mülleimer findet man nur im Zentrum und in Parks. Es gibt ganz viele Straßenhunde, die die Müllsäcke, die die Peruaner neben die Straße stellen, aufreißen und verschleppen.

Hier sieht man sogar einen der wenigen Mülleimern, wo man den Müll trennen kann.

Aber manche Straßen sehen auch richtig schön aus; viele Pflanzen und Grünzeug zwischen Gehsteig und Straße. Auch die Parks sind wunderschön angelegt!



Bei den Ampeln kann man manchmal Menschen beobachten, die irgendwelche Kunststücke vorführen, wenn die Ampel auf rot geschalten hat, und dann Geld von den Autofahrern einsammeln, denen die Wartezeit ein bisschen verschönert wurde.
Getankt wird von Angestellten; das macht niemand selber. Man kann ganz bequem im Auto sitzen bleiben.

Und nun zu den Menschen:
Das berühmt berüchtigte Zuspätkommen der Peruaner habe ich schon mehrmals miterleben dürfen. Fazit: Hier geht man frühestens zu der Uhrzeit los, an der man sich eigentlich treffen wollte... :D Außerdem sind viele Peruaner ziemlich spontan was die Tagesplanung angeht (aber auch das Einhalten dieser Pläne...).
Insgesamt sind sie aber alle sehr nett. Chiclayo wird ja auch als Stadt der Freundschaft ("Capital de la Amistad") bezeichnet. Im Großen und Ganzen finde ich das Verhalten der Menschen aber nicht anders als in Deutschland. Ich sage immer: Menschen sind Menschen, egal auf welchem Kontinent oder mit welcher Kultur, sie bleiben die Gleichen. Findet ihr nicht auch?

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So hallo,

das 'Vegetariersein' läuft gut. Meine Familie hat es akzeptiert, obwohl sie es definitiv nicht verstehen. Ich muss oft selbst etwas für mich kochen, da es meistens nur Gerichte ohne Gemüse gibt. Aber das ist nicht so schlimm. Meine thailändische Gastschwester und ich haben inzwischen auch angefangen ab und zu am Abend Gerichte aus unseren Ländern zu kochen. Pfannkuchen und Kässpätzle sind gut angekommen ;)

Inzwischen habe ich schon wieder ein paar spannende Sachen erlebt:
Ich war schon dreimal am Strand. Doch immernoch wechseln meine Gefühle auf dem Weg dorthin so wahnsinnig schnell wie die Umgebung um mich herum: Mal bin ich so glücklich, wie ich das keinem beschreiben kann, dann wütend über den schlechten Umgang mit Müll, wenn riesige Müllfelder an mir vorbeiziehen, und dann traurig, wenn die ärmeren Viertel in Sicht kommen. Das macht mich immer sehr nachdenklich...

Außerdem ist letzte Woche ca. 50 Meter von mir entfernt einer Frau ihr Handy aus der Hand gerissen worden. Wir standen gerade in einem Park, da hören wir es plötzlich laut Schreien und Kreischen und sehen auch schon, wie der Räuber auf uns zurennt. Wir waren zu viert! Wir hätten ihn aufhalten sollen.. Aber keiner hat etwas gemacht, jeder hat nur zugesehen. Später habe ich gefragt, warum, und sie sagten, dass man einfach nicht wisse, was der Räuber in der Hand hält. Es könnte ein Messer sein, aber eben auch eine Pistole. Ich habe mich immer sehr sicher gefühlt bis jetzt, aber da sieht man mal, wie schnell so etwas passieren kann. Nicht umsonst hat meine Organisation uns geraten, auf der Straße kein Handy oder Geld herauszuholen, überhaupt nie viel Geld dabeizuhaben, keinen Schmuck und seinen Rucksack immer vorne am Bauch zu tragen.

Dann hat mich meine Gastschwester Cinthya letzten Mittwoch auch noch in einen Horrorfilm geschleift (die meisten Peruaner LIEBEN Horrorfilme), was natürlich das Wohlbefinden nicht so ganz fördert (zumindest bei mir). Hab mir also fast den ganzen Film die Augen zugehalten, dann ging's schon.

Aber nun zu den schönen Dingen: Den Ostersonntag hab ich am Meer verbracht. So wunderschön! Vor allem die Sonnenuntergänge...

Mit meiner kleinen Gastschwester Melissa

Danach wollte ich noch in den Gottesdienst gehen, aber daraus ist nichts geworden, da stattdessen vor der Kirche groß gefeiert wurde. Ich kam mir vor wie auf einem Jahrmarkt: Es gab Süßigkeitenstände, eine Hüpfburg und eine Band, die lautstark ihre Lieder durch die Straßen schmetterte. Aber ich fand's interessant! In Peru ist der Großteil der Bevölkerung römisch-katholisch. Der Tag der Auferstehung Jesu' wird hier somit in einem frohen großen Fest gefeiert, was in den Gottesdiensten in Deutschland nicht unbedingt der Fall ist... Aber das Ostereier-Suchen und Osterlamm-Essen mit meiner Familie habe ich schon etwas vermisst, muss ich zugeben.

Mit den Mädels aus meinem Projekt komme ich echt super aus. Doch so langsam muss ich mir Gedanken machen, über was ich mit ihnen das ganz nächste Jahr so reden möchte. Das ist ganz schön schwer, denn es muss möglichst jeder sprechen üben und ihnen soll ja auch nicht langweilig werden...
Es sprechen mich auch immer wieder Leute an (ob Lehrerin, Schülerin oder Bekannte der Familie), ob ich denn nicht Nachhilfeunterricht in Englisch geben könnte. Da sag ich natürlich nicht nein, denn dafür bin ich ja da.

Ich bin fleißig am Spanisch lernen und habe mir letzte Woche sogar den dritten Teil von Harry Potter auf Spanisch gekauft. Ich brauche zwar fast eine Stunde für eine Seite, aber das wird bestimmt bald besser :D

Ich weiß, das kommt ein bisschen zu spät, aber ich wünsche euch allen noch frohe Ostern!
Liebste Grüße,
Sina

PS: Von meinem Projekt aus muss ich nur vormittags arbeiten und am Mittwoch habe ich ganz frei. Deshalb würde ich mich gerne in meiner restlichen Zeit noch wo anders nützlich machen. Kennt jemand von euch eine Organisation oder ein Projekt in Chiclayo, in dem man sich zusätzlich noch sozial engagieren könnte? Gerne auch etwas, das mit Umwelt oder Tieren zu tun hat. Schreibt mir doch einfach, wenn ihr was wisst.

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