Dienstag, 24. März 2015
3 Wochen in Chiclayo
Hallo ihr Lieben!
Da bin ich wieder :) Es tut mir leid, dass ich mich erst so spät melde; ich versuche diesen Bericht schon seit Tagen fertig zu bringen, aber mir fällt immer wieder was neues ein. In Zukunft werde ich öfter einen Bericht schreiben, ich versprech's!

Mein Tagesablauf die letzten zwei Wochen war nicht soooo spannend. Ich spiele viel Karten mit meinen Gastgeschwistern, lese viel, gehe 4 mal in der Woche zu meinem Spanischkurs und manchmal ins Zentrum, um irgendetwas einzukaufen. Die meisten jungen Leute hier machen nämlich keinen Sport, oder treffen sich nur selten mit Freunden. Wenn ich die Schülerinnen aus meinem Projekt oder die Freunde meiner Gastschwester frage, was sie in ihrer Freizeit so machen, heißt es meistens: Ach hmm, Musik hören und Fernsehschauen. Ich selbst habe vor ein paar Tagen begonnen regelmäßig joggen zu gehen und ich möchte mir auch einen Volleyball- oder Schwimmverein suchen. Ich halte das nicht aus den ganzen Tag nur im Haus zu sitzen! Also es ist ja wirklich heiß, aber zumindest am Abend..

Am Montag hatte ich meinen ersten Arbeitstag. Da wollte ich natürlich pünktlich kommen. Nur bestand das Problem, dass ich erstens nicht wusste, wo genau die Schule ist und zweitens, dass es die Nacht davor total geregnet hatte (d.h., dass hier in Chiclayo viele Straßen unter Wasser standen, da alles asphaltiert ist und es fast keine Abflüsse gibt) und ich gemeint habe, ich müsste heute mal mit einem Motortaxi (überdachtest, dreirädriges Moped mit Anhänger) fahren. Nur haben diese Taxen keine Türen an den Seiten... Aber wenigstens war ich pünktlich! :D
Dort angekommen wurde ich dann ein wenig in der katholische Mädchenschule herumgeführt, in der ich das nächste Jahr arbeiten werde, und dann mir nichts, dir nichts in eine Klasse mit 30 Schülerinnen gestellt. Ich solle mit denen "doch ein bisschen Englisch reden". Na klar, kein Problem! Haha... Vor allem, weil mich 2/3 der Klasse nicht verstanden haben und ich sie nicht verstehen konnte, sobald sie mit Spanisch angefangen haben.
Hatte dann Dienstag, Mittwoch frei und habe Donnerstag mit meinem richtigen Stundenplan angefangen. Ich unterrichte jeweils Gruppen von 2 bis 8 Schülerinnen, von denen die meisten Englisch in einem extra Institut gelernt haben. Ihnen fehlt aber meist die Übung im Sprechen und da komm ich dann ins Spiel: Ich soll mich mit ihnen über die unterschiedlichsten Themen unterhalten, also nicht richtig unterrichten, sondern das ist eine Art „Conversation Class“. Die Mädels sind alle 15 oder 16 Jahre alt und total nett. Mir gefällt es bis jetzt echt gut!

Die Fahrten mit Taxen, Collectivos und Combis laufen auch immer entspannter, da ich inzwischen (meistens) weiß, wo ich aussteigen muss. Aber an das ganze Gehupe hier werde ich mich, glaube ich, nie gewöhnen. Es ist immer so laut! Auch bei mir Zuhause. Wenn gerade mal nicht irgendetwas lautstark abgerissen wird (unser Haus und das direkt daneben werden gerade renoviert), ist es entweder der Hund, der keine Ruhe gibt, die Verkäufer, die hier durch die Straßen fahren und ihre Angebote durchs Mikrofon sprechen, oder die laute Musik aus irgendwelchen Bars oder ähnlichem. Ich bin einfach ein Landei, ich geb's ja zu..

Mein Wortschatz besteht hier fast nur aus „Qué riiiiico!“ (=Wie lecker; was anderes kannst du hier fast nicht sagen, da die Peruaner SEHR stolz auf ihr Essen sind.), „No entiendo.“ (=Ich verstehe nicht; aber wird schon!), „Qué calor!“ (=Wie heiß!) und „No sé.“ (=Ich weiß nicht).
Aber vor ein paar Tagen habe ich das erste Mal alles (!!!!) verstanden, was meine Gastmama mir am Telefon gesagt hat! :) Es geht also bergauf.

Was ich auch witzig finde, sind die Gesprächsverläufe mit anderen Leuten: Woher bist du? Wie heißt du? Hast du einen Freund? Hast du Ceviche schon probiert und wenn ja, schmeckt es dir? (Das ist ein berühmtes Gericht hier aus rohem Fisch, Lemonen und Zwiebeln)



Und zwar meist immer in dieser Reihenfolge... Aber über das Essen reden die Peruaner sowieso gerne :D

Ach ja, noch Anmerkungen zu dem vorigen Bericht: Ich weiß jetzt, was für ein Organ es war, das ich gegessen habe: Herz. Aber inzwischen habe ich auch schon mit Leber, Lunge, Fischaugen und Hühnerfußsuppe, Bekanntschaft gemacht. Ich weiß ja echt nicht, was schlimmer ist. Das Sprichwort "das Auge isst mit" kennen die hier wohl nicht...

Hühnerfußsuppe gefällig? ;)

Aus dem Verkehrssystem bin ich übrigens auch noch nicht schlauer geworden: Inzwischen sehe ich die Ampeln, die mir vorher einfach nicht aufgefallen sind, da sie wirklich leicht zu übersehen sind. Aber an den Straßen, an denen es keine Ampeln gibt, bin ich inzwischen an dem Punkt angelangt, dass gilt: „Wer zuerst hupt, darf fahren.“. Jede Hupe hat dabei noch einen anderen Klang, sodass ich mir inzwischen auch denken kann, woher das Wort Hupkonzert stammt...

Ich stehe hier oft nur am Fenster und sehe hinaus. Für die meisten ist das wahrscheinlich nicht so spannend, aber ich sehe immer etwas Neues. Hier hängen zum Beispiel überall sichtbar viele Stromleitungen herum. Das sieht aus, also würde sich jeder einfach den Strom abzapfen, den er gerade braucht. Oder der Hund auf dem Nachbardach, finde ich auch immer ziemlich unterhaltsam.
Aber am schönsten sind die Sonnenuntergänge!



Gell Garufa, das findest du auch ;)



P.S.: Gestern hatten wir Besuch von einer Eidechse in der Küche und eine Ameisenstraße hab ich auch wieder, diesmal neben meinem Bett. Hab die aus der Herberge in Lima ja auch schon ziemlich vermisst! Bin gespannt, wann ich die erste Bekanntschaft mit einer Spinne mache....

Ich hoffe, euch geht es allen gut daheim!
Bis ganz bald,
Sina

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